Die sind ja reizend! Kann nett gemeint sein, aber bei Kosmetikprodukten besser nicht. Reizende Inhaltsstoffe kommen vor allem bei Clean Beauty nicht in die Tuben und Tiegel. Und das aus gutem Grund. (Foto: shutterstock/ issaro prakalung)

Das klingt ja erst einmal richtig gut: Clean Beauty. Bei dem Begriff habe ich gleich einen zitronenfrischen Duft in der Nase, sehe strahlend weiße Verpackungen, makellose Gesichter, die eine farb- und geruchslose Substanz auftragen, die sie schön und rein aussehen lässt. Ja, ich gebe zu: Das klingt etwas übertrieben. Aber ich finde den Name durchaus etwas irreführend für einen Kosmetik-Trend, der hoffentlich nicht nur ein Hype bleibt, sondern sich fest in der Beautywelt verankert.

Dufte Sache, wenn es Alternativen gibt. Ethanol beispielsweise, so die Annahme, ist für Parfums unersetzlich. Er wird dazu verwendet, die Duftnote zu intensivieren. Zusätzlich sorgt er dafür, dass sich die einzelnen Facetten einer Duftnote erst mit der Zeit herausbilden und sich so Basis-, Kopf- und Herznote entwickeln. Und auch die lange Haltbarkeit ist durch Ethanol möglich. Großer Nachteil: Er kann die Haut reizen. Inzwischen zeigen alkoholfreie Düfte, dass es auch ohne Ethanol geht.

Es gibt keine Definition
Auf immer mehr Cremes oder Lotionen, ja selbst auf Parfums entdecken wir Verbraucher den Begriff „Clean Beauty“ Doch für was steht das genau? „Clean Beauty steht für Kosmetik ohne bedenkliche Inhaltsstoffe, die im Einklang mit der Natur steht“, weiß Prof. Dr. med. Urs Pohlman. Der Mediziner hat selbst an einem Forschungsprojekt zu Nebenwirkungen von Kosmetikprodukten mitgewirkt und auf Basis dessen seine eigene Clean Beauty-Beautymarke entwickelt (siehe Interview nächste Seite). Doch, so der Experte, der Begriff „Clean Beauty“ an sich sei ebenso wenig gesetzlich geschützt wie Naturkosmetik oder Bio-Kosmetik. Apropos: Clean Beauty kann auch Naturkosmetik sein – muss aber nicht. So steht bei Clean Beauty beispielsweise Alkohol auf der No-Go-Liste. Für Naturkosmetik kann er durchaus verwendet werden. Wiederum kann Clean Beauty auf synthetisch hergestellte Inhaltsstoffe zurückgreifen, die Hersteller von Natural Beauty dagegen ablehnen. Dass Kosmetik grundsätzlich nicht schädlich ist, da sollten wir den hohen Standards, die in Deutschland und der gesamten EU für die Zulassung von Beautyprodukten und Inhaltsstoffen in Kosmetik gelten, vertrauen können.

Weniger ist mehr
„Clean“ von Clean Beauty steht nicht für „sauberer“. Es bedeutet vielmehr, dass auf bestimmte Inhaltsstoffe bewusst verzichtet wird. Und dass die Hersteller ganz genau auf jeden einzelnen Inhalt- und vor allem Wirkstoff schauen und überlegen: Brauchen wir den in unserer Creme oder in unserem Parfum – oder nicht? Dass trotz des Weglassens eine Wirkung der Produkte vorhanden sein sollte, versteht sich dabei von selbst.

Ob Clean Beauty nur ein Trend oder eine feste Größe in der Kosmetik bleibt, entscheiden letztendlich die Verbraucher. Und denen kommt es neben der Wirkung immer mehr auch auf die Philosophie einer Marke, deren Glaubwürdigkeit und sozio-ökologische Verantwortung an. (FH)

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