Der Inselstaat hoch oben im Norden ist ein Muss für jeden Wellnessfan. Denn dort erlebt man die wohltuende Wirkung von Wasser in seiner reinsten Form. 

Da stehen wir nun und schauen gebannt aus den großen Panoramafenstern unseres schmucken Ferienhauses. Und sehen – nichts. Aber da hinten muss er irgendwo sein. Den Reiseunterlagen nach punktet unser Domizil nicht nur mit einer herrlichen Lage, gemütlicher Einrichtung und eigenem Hot Pot, also einer kleinen, heiße Quelle. Sondern eben auch mit einem Traumblick auf Hekla. Wir drehen die Landkarte hin und her, um die genaue Richtung zu bestimmen, in die wir dann angestrengt schauen. Doch der Vulkan gibt sich nicht zu erkennen. Stattdessen entdeckt unser Söhnchen ein Islandpferd, das seinen Kopf würdevoll gegen den herben Wind hält. Schafe klettern unbeirrt im Niemandsland über grasbedeckte Lavahügel und ein uns unbekannter großer bunter Vogel fliegt mit Geschrei vorüber.

Obwohl die bizarre weite Landschaft um uns herum beeindruckend ist, gehen wir etwas enttäuscht schlafen. Doch man muss mit Island etwas Geduld haben. Der nächste Morgen überrascht uns nicht nur mit prächtigem Sonnenschein, sondern mit einem atemberaubenden Blick auf Hekla. Wow. Wir können uns gar nicht sattsehen an dem riesigen schneebedeckten Berg direkt vor uns. Und Hekla, der als eher unberechenbar gilt, ist uns wirklich gut gesonnen. Er wird uns auch die kommenden Tage mit seinem Anblick verzücken. Selbst wenn wir in unserem Hot Pot planschen, haben wir dieses unvergleichliche Panorama.

Metropole mit Charme
Gerade einmal 320.000 Einwohner hat Island und die tummeln sich auf einer Fläche von rund 103.000 km² (ungefähr so groß wie Bayern und NRW zusammen). Die meisten Isländer leben in der quirligen Hauptstadt ReykjavÍk. Schön ist die Metropole sicher nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten gibt sie ihren Charme durchaus preis. Wer also bei einem Transatlantikflug hier einen Zwischenstopp hat, sollte durchaus ein, zwei Tage einplanen, um ReykjavÍk näher kennen zu lernen. In der internationalen Musikszene hat sich die Stadt (und das nicht nur mit der Sängerin Björk) schon längst einen Namen gemacht. Und so trifft man in den Hotels nicht nur auf dick eingepackte Touristen, die sich für einen Tripp ins Hochland rüsten, sondern auch auf solche, die sich z. B. für das „Iceland Airwaves“-Festival aufgehübscht haben. Tagsüber begegnet man sich dann im Kultviertel 101, besucht angesagte Galerien und Museen oder shoppt in den coolen Boutiquen entlang der Einkaufsmeile SkÓlavör∂ustÍgur.

Jeder Tag ist Badetag
Uns interessiert natürlich vor allem, was ReykjavÍk in Sachen Spa und Wellness zu bieten hat. Und so tummeln wir uns im Health & Fitness Center Laugar, in den Spas des Hotels Hilton und des Icelandair Hotel Natura sowie, ganz klar, in der berühmten Blue Lagoon. Und obwohl die Lagune sicherlich kein Geheimtipp mehr und der Parkplatz in Spitzenzeiten voll mit Reisebussen ist, sollte man sich unbedingt Zeit für dieses besondere Badeerlebnis nehmen.

Wer so wie wir mehr Zeit für Island eingeplant hat und die Insel mit dem Mietwagen erobern kann, der wird sicher noch weitere Hot Pots besuchen – es gibt sie überall. Manchmal ist es mitten im Nirgendwo, wo sich Einheimische ganz rustikal in einer heißen Quelle treff en, um zu entspannen. Manchmal wurde aus dem Nirgendwo eine kleine schicke Anlage, so wie die Laugarvatn Fontana (S. 43) im Südwesten Islands. 2011 direkt am gleichnamigen See eröff net, begeistert die Therme durch ihr klares reduziertes Design und ein herrliches Panorama. Laugarvatn Fontana liegt übrigens am Goldenen Zirkel, einer der beliebtesten touristischen Routen und ein Muss für jeden Island-Neuling.

Gullni hringurinn (wörtlich: goldener Ring oder goldene Rundfahrt) beginnt man am besten in der Hauptstadt Reykjavík, wo sie auch in der Regel endet, wenn man die Tour (etwa 8 bis 9 Stunden) über ein Reisebüro bucht. Zu den Sehenswürdigkeiten an dieser Strecke gehört die ehemalige Thing- Stätte Pingvellir im gleichnamigen Nationalpark. An diesem historisch bedeutsamen Ort treff en zudem Europa und Amerika sichtbar aufeinander. Der kilometerlange Spalt der beiden Platten verbreitert sich von Jahr zu Jahr. Ein weiteres Highlight auf der Strecke ist das Geothermalgebiet Haukadalur mit dem Großen Geysir, der Namensgeber aller Geysire ist. Allerdings hat man beim nur wenige Schritte entfernten Geysir Strokkur mehr Glück, ihn auch tatsächlich in Funktion zu sehen. Alle fünf bis zehn Minuten schießt er eine beeindruckende Fontäne heraus. Fährt man nur fünf Kilometer weiter auf der Straße 35 entlang, wartet schon der nächste Höhepunkt: der Wasserfall Gullfoss. Sein Name „goldener Wasserfall“ hat auch den Begriff Goldener Zirkel geprägt. Gullfoss zählt zu den schönsten Wasserfällen Islands und schimmert tatsächlich im Sonnenlicht wie edles Metall, wenn er tosend in die Schlucht fällt.

Für manche kleine und auch große Jungen ist jedoch der Parkplatz fast noch spannender als der Wasserfall. Wenn man vom Gullfoss weiter in Richtung Norden und ins Hochland fährt, benötigt man einen entsprechend ausgerüsteten fahrbaren Untersatz. Und so tummeln sich wahre Ungetüme mit riesigen Reifen und allen möglichen technischen Raffinessen auf dem Areal und sorgen für große Augen und typisch männliche Autogespräche. Wenn die Zeit still steht Egal, ob man Island zum ersten Mal besucht oder ein Wiederholungstäter ist, das Besondere ist die Urgewalt der Natur, auf die man ganz unmittelbar triff t. Für uns war es deshalb weniger wichtig, alle Programmpunkte abzuhaken. Wir wollten uns vielmehr Zeit nehmen und uns wie die kleinen zähen Islandponys mitten in die archaische Landschaft stellen und dem Wind lauschen. Oder eben stumm vor Ehrfurcht auf den schneebedeckten Vulkan Hekla schauen. (Foto oben: Blue Lagoon, Island)