Die Stadt ist ein Schmelztiegel. So wie in keiner anderen Metropole spürt man den Kontrast von Tradition und Moderne, Jung und Alt, Arm und Reich. Gerade das macht den Reiz von Istanbul aus und fasziniert Einheimische und Besucher. Istanbul ist die einzige Stadt der Welt, die sich über zwei Kontinente erstreckt. Sie blickt auf eine 2500-jährige, sehr bewegte Geschichte zurück. Noch heute spürt man diese Besonderheit in allen Bereichen des Lebens.
Wenn man Istanbul als Besucher erlebt, fragt man sich unwillkürlich, warum nicht diese pulsierende Metropole Hauptstadt der Türkei ist. Gegenüber den über 16 Millionen Einwohnern der ständig wachsenden Stadt am Bosporus erscheint Ankara mit rund 4 Millionen Einwohnern fast beschaulich. Doch wie so oft hat auch hier der immer noch allgegenwertige Kemal Atatürk eine weise Entscheidung getroffen: Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang des Osmanischen Reichs wurde Ankara 1923 von den Republikanern und Befreiungskämpfern unter Atatürk wegen seiner Lage in Zentralanatolien und in bewusster Abgrenzung zur osmanischen Hauptstadt Istanbul im Vorfeld der Ausrufung der Republik zur Hauptstadt erklärt.
Istanbul ist nicht nur die größte Stadt der Türkei, sie ist auch die einzige Stadt der Welt, die sich über zwei Kontinente erstreckt. Getrennt werden die beiden Ufer durch die Meeresenge, den „Bosporus“. Er verbindet das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer. Der Fluss vermittelt ein Gefühl von ständigem Kommen und Gehen. Da ziehen große Schlepper ihre Fracht den Fluß entlang und gleich danach kreuzen kleine Holzfähren den Wasserweg, um die Menschen von Europa nach Asien zu bringen.
Die Istanbuler haben den Bosporus richtig in sich aufgenommen, sie leben mit ihm. Wer etwas auf sich hält, mietet zu seiner Hochzeit einen Vergnügungsdampfer und fährt mit der ganzen Gesellschaft den Fluss hinab. Auf der Galata brücke, die über das Goldene Horn führt, sieht man dicht an dicht die Angler stehen. Ein paar Meter weiter werden gegrillte Sardinen direkt vom Boot verkauft. Und dann wären da noch die vielen Restaurants, Bars und Cafés, die sich endlos an den Ufern entlangreihen. Um den Fluss zu überqueren, muss man über eine der Brücken von Istanbul, und das ist bei dem dichten Verkehr manchmal schlichtweg ein Albtraum. Vor allem die Bosporus-Brücke, welche das asiatische mit dem europäischen Bosporusufer verbindet, ist ein richtiges Nadelöhr, obwohl sie mehrspurig ist. Die 1973 eröffnete Brücke ist neben der Silhoutte der Blauen Mosche und der Hagia Sophia eines der Wahrzeichen Istanbuls schlechthin. Über die 1510 Meter lange Brücke wälzt sich täglich eine endlose Blechlawine von etwa 180 000 Autos. Denn viele Istanbuler wohnen auf der kostengünstigen asiatischen Seite, arbeiten aber im europäischen Teil. Vor allem freitags zur Rushhour geht es oft nur im Schneckentempo voran.
Das zweite Nadelöhr ist die Galatabrücke. Sie führt über das Goldene Horn und verbindet den Stadtteil Galata und den Stadtbezirk Eminönü miteinander. Interessant: Bereits Leonardo Da Vinci bat man für diesen Übergang eine Brücke zu konstruieren. Doch das Unternehmen scheiterte damals an der Umsetzbarkeit und man sah davon ab. Erst 1992 übergab der deutsche Bauingenieur Fritz Leonhardt nach sechsjähriger Bauzeit die von ihm konstruierte 25 Meter breite und 470 Meter lange Brücke mit den unter der Fahrbahn liegenden Geschäftsflächen der Stadt.
Inzwischen versucht man auch unterirdisch eine Möglichkeit zu finden, ans andere Ufer zugelangen. Eine Metro soll in nächster Zeit unter dem Bosporus hindurch fahren. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Istanbul hat eine 2500-jährige, sehr bewegte und bunte Geschichte. Fast 1600 Jahre lang diente die Stadt dem Römischen, Byzantinischen und dem Türkisch-Osmanischen Reich als Hauptstadt. In Istanbul herrschten über 120 Kaiser und Sultane. Und die Bedeutung der Stadt als wirtschaftliches Zentrum ging auch nicht verloren als Ankara zur Hauptstadt erklärt wurde. Sie ist das wichtigste Zentrum des Handels, der Industrie und der Universitäten. In der geschichtlichen Entwicklung von Istanbul spielte das Goldene Horn eine tragende Rolle, da es ein sehr sicherer Hafen ist. Diese fast sieben Kilometer lange Bucht des Bosporus begrenzt gemeinsam mit dem Marmarameer die südlich von ihm gelegene Halbinsel. Diese Insel war ursprünglich der Siedlungsort der griechischen Kolonisten, als sie um 660 v. Chr. Byzanz gründeten.
Während des Byzantinischen Reichs war das Goldene Horn der wichtigste Hafen der Stadt. Mauern entlang der Küstenlinie sicherten die Stadt, die zu der Zeit den Namen Konstantinopel trug, vor Seeangriffen. Am Eingang zur Bucht gab es eine große Kette, die bis zum Galataturm auf der Nordseite reichte und verhinderte, dass unerwünschte Schiffe hereinkamen.
Der Name „Goldenes Horn“ hat seinen Ursprung in dem übergroßen Prunk, mit dem die Herrscher des Römischen und später Oströmischen Reiches ihre Macht und ihren Reichtum zur Schau stellten. Auf der Halbinsel südlich des Horns standen der Kaiserpalast, das Hippodrom und viele andere offizielle Gebäude, die alle mit unvorstellbarem Luxus ausgestattet waren. Der verschwenderische Einsatz von Gold gab schließlich der Bucht ihren Namen – Goldenes Horn. Der Zauber, der schon damals von der Stadt ausging, konnte bis heute bewahrt werden. Immer noch bewundern Touristen aus aller Welt die prachtvollen Paläste. Doch inzwischen hat sich Istanbul auch als Mode- und Shoppingmekka einen Namen gemacht. Jeder, der etwas auf sich hält, kommt nach Istanbul. Vor allem in den Stadtvierteln Maçka, Teşvikiye, Nişantaşı und Şişli findet man elegante Boutiquen und angesagte Trendstores. Hier gibt es neben den klassischen Luxuslabels auch immer mehr nationale Modedesigner, die sich weltweit einen Ruf gemacht haben.
Wenn man in Istanbul standesgemäß entspannen will, fährt man am besten auf eine der Prinzeninseln. Diese Inseln, die wie eine Perlenkette im Marmarameer liegen, sind ein beliebtes Ausflugsziel und im Sommer Wohnort zahlreicher wohlhabender Istanbuler. Man kann hübsche Villen mit weitläufigen Gärten bestaunen, schicke Hotels, Clubs und Restaurants besuchen, die zauberhafte Landschaft zu Fuß erkunden oder sich an den romantischen Sandstränden erholen. Hier blüht einfach alles. Es gibt Pinien, Flieder, Magnolien, Mimosen, Akazien, Lilien, Nelken und im Frühling Tulpen.
Die Inseln liegen 20 Kilometer südlich der Stadt und sind in einer Stunde mit dem Schiff zu ereichen. Vier von den neun Inseln sind bewohnt. Auf allen herrscht absolutes Autoverbot. Nur Fahrräder und Pferdedroschken sind erlaubt, was diese Inseln besonders reizvoll für die stressgeplagten Istanbuler macht. Während des Sommers und an den Wochenenden überfüllen deshalb Privatboote und Jachten deren Buchten. Die Bevölkerungszahl liegt auf den Inseln normalerweise bei etwa 20 000. Im Sommer steigt die Zahl jedoch auf 120 000, was die Beliebtheit dieses Ausflugsziels einmal mehr unterstreicht.
Übrigens: Wussten Sie, dass die Tulpen über Istanbul nach Europa kamen? Nach Holland, das fälschlicherweise als „Mutterland“ der Tulpen betrachtet wird, gelangten die Blumen über Wien. Dorthin hatte sie der Botschafter des Kaisers Ferdinand I. gebracht, der sie wiederum vom Hof des Sultans Suleiman aus Istanbul eingeführt hatte. Diese Tulpen stammten ursprünglich aus der Mongolei.
Seit dem 14. Jahrhundert war das Tulpenmotiv in der osmanischen Kunst verbreitet und beliebt, besonders auf Textilien und in der Keramik. In der Zeit von 1700 bis 1730 blühten die Blumen dann überall im Osmanischen Reich. An den Ufern des Bosporus gab es zahlreiche Gärten mit einem farbenfrohen Tulpenmeer. In dieser Zeit züchteten die Osmanen verschiedenste Sorten und gaben ihnen neue Namen. An die Blütezeit der Tulpen erinnert noch heute das Tulpenfest, das von Ende April bis Anfang Mai in Istanbul in der nördlichen Gartenvorstadt Emirgan gefeiert wird.