Discounter, türkische Märkte, beschauliche Seitenstraßen mit Altbauten und angesagte Bars: Wer wahres multikulturelles Flair kennenlernen möchte, der kommt um den Szene-Bezirk Neukölln mit seinem lässigen morbiden Charme einfach nicht drumherum.

Vor Beginn des Gentrifizierungsprozesses waren das beste Voraussetzungen für junge Leute und die Kreativszene – sie konnten hier wegen der überschaubaren Mieten Fuß fassen. Heute kann man in Neukölln in zahlreichen verhipsterten Kneipen rund um die Hermannstraße oder am Reuterkiez zwischen Sonnenallee und Maybachufer ein Feierabendbier trinken. Wer es wie die Einheimischen machen möchte, deckt sich beim „Späti“ mit einem Vorrat ein und begibt sich zum Tempelhofer Feld, dem stillgelegten Flughafenareal, das sich bestens für einen Sundowner mit Freunden oder ein Picknick mit der Familie eignet. Einfach eine große Decke mitbringen und den Läufern, Rennradlern oder Inlineskatern beim Drehen ihrer Runden gen Sonnenuntergang zuschauen.

Oase in Neukölln Der Körnerpark gleicht einem   Schlosspark mit Wasserspielen, Orangerie, Café 
und einer Galerie – so erholsam (Foto: shutterstock_ebenart)
Oase in Neukölln Der Körnerpark gleicht einem Schlosspark mit Wasserspielen, Orangerie, Café und einer Galerie – so erholsam (Foto: shutterstock_ebenart)

Auf dem Feld zeigt sich eine aktuell total angesagte Sportart: Statt wie vor zehn Jahren Skateboards dominieren plötzlich altmodische Rollschuhe. Retro ist in! Was für ein Spaß, rüstigen Rentnern und jungen Damen mit Dreadlocks bei ihrer Gruppenkür zuzusehen. Das ist Berlin: Hier gibt es alles, alles ist erlaubt.
Ebenfalls zur Naherholung gedacht ist der beeindruckende Körnerpark, der sich wie eine Oase im betongrauen Nirgendwo vor einem öffnet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Frank Körner eine ehemalige Kiesgrube in eine beeindruckende Parkanlage im Stil des Neobarocks verwandeln lassen und ein bisschen Frankreich nach Neukölln geholt. Die Grünanlage kann es ohne Probleme mit jedem Schlossgarten aufnehmen. Wasserspiele, Orangerie, Blumengärten, Galerie und Café versprühen bis heute französisches Flair.
Besonders schön in Neukölln ist auch die von Altbauten umgebene Schillerpromenade mit ihren zahlreichen Restaurants rund um den Herrfurth Platz. Mittwochs und samstags wird hier ein kleiner, ökologischer Wochenmarkt abgehalten, wo sich die Nachbarschaft auf ein Käffchen trifft. Wer den für Neukölln so spannenden Kontrast sucht, der wird beim großen Türkenmarkt am Maybachufer im Reuterkiez fündig, wo sich einmal die Woche das Tor zum Bosporus öffnet.


SPAinside-Redakteurin Anna Bader in Yoga-Pose auf dem Tempelhofer Feld in Berlin Neukölln (Foto: Jonas Peter)

Yoga auf dem Tempelhofer Feld

Mitten auf dem einstigen Flughafen Tempelhof in Neukölln hat sich mittlerweile ein riesiges Naherholungsgebiet etabliert. Neben Klein- und Biergärten, Grillflächen und Skaterpark wird die Rasenfläche auch für Yogakurse unter freiem Himmel genutzt. Anstatt großer Passagiermaschinen, die übers Rollfeld gleiten, sieht man hier jetzt große Gruppen, die die Flugzeug-Pose üben. Auch ich nehme die Herausforderung an und mache bei einem Vinyasa-Flow mit. Wer möchte, wird auch beim Urban Sports Club unter „Anastasia Yoga“ oder „Nane Yoga“ fündig.
www.urbansportsclub.com


Unsere Essens-Empfehlungen für Neukölln

Im Schillerkiez findet man viele kleine Gourmettempel mit ausgezeichneten Weinen, wie die Sacrebleu! Winebar. In diesem stilvollen, dunkel gehaltenen Lokal wird exzellent gekocht und französische Küche mit japanischen Touch zelebriert. Besonderer Schwerpunkt: Naturweine. Es lohnt sich, mal einen Chablis La Vigne aux Songes zu probieren (https://sacre.ft.restaurant/). Sie lieben einen üppigen Brunch? Dann ist das Café 21 Gramm eine spannende Adresse. Reizvoll schon die Location – eine ehemalige Friedhofskapelle im Herzen Neuköllns (www.21gramm.berlin). Nicht nur Veganer lieben das Café Pilz: Serviert werden in der Weisestraße 58 israelische Tapas, köstlicher Hummus, Sabich Sandwiches oder Tabouléh, garniert mit Tel-Aviv-Vibes.

Unser Extra-Tipp: Eiskalt Hinter dem Körnerpark bei „Eisderix“ gibt es das beste Eis im Kiez. Schoko – unschlagbar! Vor dem Laden der Eismanufaktur zwischen Böhmischer Platz und Richardplatz ist stets reger Andrang. Also Geduld mitbringen. www.eisderix.de

TOP-RestaurantCoda Dessert Dining: Wer von ausgefallenen Desserts nicht genug bekommen kann, hat in Berlin eine Pflicht-Adresse: das Gourmetrestaurant „Coda Dessert Dining“ in Neukölln ist Deutschlands erste Dessertbar. Puristisch-urban ist das Interior Design, in dezenter Bar-Atmosphäre werden kleine kulinarische Wunderwerke kredenzt, die ausschließlich das Dessert in den Mittelpunkt rücken. Süße Sternemenüs werden mit Pairing Drinks zu einem Erlebnis für alle Sinne. www.coda-berlin.com

Rooftop-Bar: Klunkerkranich – Club, Garten, Strandbar und vor allem die In-Location der Berliner Clubszene. Party zwischen Blumenkästen auf der Dachterrasse der Neukölln Arcaden. www.klunkerkranich.org

Frühstück muss nicht „Nullachtfuffzehn“ sein und ist schon gar nicht auf eine kurze Zeitspanne des frühen Tages begrenzt.
It’s a long Story – Gemütliches Lokal in Neukölln mit vielfältiger Auswahl. Beliebt sind Bagels, Müsli-Bowls, türkisch inspirierte Eierspeisen und Platten zum Teilen. Sehr sympathischer Service. www.itsalongstory.de


Mehr zur Metropole Berlin lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe.