Kohl & Partner stellt die Ergebnisse der SCC Spa Sentiment Survey 2023 vor.

Innovationen und ein langfristiger Blick in die Zukunft stehen in der Branche aus, so das Fazit der SCC (Spa Competence Circle) Spa Sentiment Survey 2023. Zwar fällt die Bewertung ihrer betriebswirtschaftlichen Situation unter den Befragten im Großen und Ganzen recht positiv aus, aber der Fokus liegt eher auf dem operativen Tagesgeschäft und Personalthemen, weniger auf Zukunftsvisionen. Das mag daran liegen, dass nach wie vor viele Spa-Manager zwar Spezialisten auf dem Gebiet der Behandlungen sind, sich jedoch kaum mit strategischen Fragen des Angebots auseinandersetzen oder nicht mit der notwendigen Durchsetzungskraft und Entscheidungskompetenz ausgestattet sind.
Das aktive Angehen von Zukunftsthemen würde der Branche jedoch nicht nur guttun, sondern sei absolut notwendig, so Prof. Stefan Nungesser, Leiter des Studienzweigs Hotelmanagement an der FH Kärnten. Zwar wird aus der Befragung deutlich, dass die Umsätze im Spa-/Wellnessbereich im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei über der Hälfte der befragten Betriebe (54,5 %) zugenommen haben oder gleich geblieben sind. Gleiches gilt für die Capture Rate, also den Anteil der im Haus befindlichen Gäste, die Zusatzleistungen im Spa gebucht haben (50,6 %). Dennoch steht bei den Herausforderungen, mit denen sich die Betriebe konfrontiert sehen, nach gestiegenen Personalkosten (18 %) und gestiegenen Energiekosten (15,6 %) das veränderte Buchungs- und Nutzungsverhalten der Spa-Gäste mit 13,3 % bereits an nächster Stelle (Grafik 1).

Grafik 1: Das Personal ist und bleibt ein zentrales Thema bei den Hotels. Dicht gefolgt von dem Dauerbrenner Energiekosten. Doch auch das geänderte Buchungsverhalten der Gäste nimmt immer mehr Raum ein

,,Dem muss Rechnung getragen und entsprechend frühzeitig reagiert werden,“ mahnt Dagmar Rizzato, Inhaberin von Rizzato Spa Consulting, ,,zum Beispiel mit angepassten Angeboten.“ Dass Preise für Behandlungen zukünftig tagesaktuell und abhängig von Nachfrage und Auslastung ausgewiesen werden, sehen jedoch mehr als zwei Drittel der Befragten als unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich an. Auch eine stärkere Individualisierung mit auf die Wünsche und Bedürfnisse des einzelnen Gastes zugeschnittenen Angeboten betrachten nur 18,2 % der Befragten als sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich. Damit zeigt sich ein Stück weit eine Realitätsverweigerung. Denn ,,bei steigenden Kosten und sich veränderndem Gästeverhalten nicht zu reagieren, ist fahrlässig“, so Rizzato (Grafik 2).

Grafik 2: Individuelle Preise zu gestalten, das sehen die meisten der Befragten als eher unwahrscheinlich an, ebenso eine noch stärkere Individualisierung der Angebote im Spa

Im Bereich Personalmanagement, der mit ,,Personalkosten“ (18 %) und ,,Positive Stimmung im Team aufrechterhalten“ (13,3 %) die Plätze 1 und 3 bei den Herausforderungen belegt, wäre ein Verlassen der Komfortzone wichtig, so Rizzato. ,,Hier ist ein ganzheitliches Konzept vonnöten, denn Personalkosten hängen im Spa mit Auslastung und Preisstruktur zusammen.“ Auffällig ist gerade in diesem Bereich auch die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Wichtigkeit von Maßnahmen und deren tatsächlicher Umsetzung. So bewerten 83,4 % der Befragten die Ermöglichung einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung als wichtig oder sehr wichtig. Der Umsetzungsstand liegt jedoch nur bei knapp der Hälfte bei hoch oder sehr hoch. Ein Provisionsmodell stufen 60,6 % als wichtig oder sehr wichtig ein, umgesetzt wird dies jedoch bei nur 39,4 % in hohem oder sehr hohem Maße (Grafik 3).

Grafik 3: Arbeitszeit Flexible Zeiten beim Arbeiten sehen die meisten als sehr wichtig an, jedoch ist die Umsetzung in den Betrieben noch nicht im vergleichbaren Umfang passiert

Veränderungen annehmen

,,In Sachen Marketing und Kommunikation müsste den veränderten Ansprüchen der Spa-Gäste Rechnung getragen werden“, so Karin Niederer von Kohl & Partner. Das Spa Menü künftig nur noch digital zur Verfügung zu stellen, sieht jedoch nur knapp ein Drittel (30,4 %) der Befragten als sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich an. Gleiches gilt für die Einführung eines Spa Menüs, das nur noch ein sehr reduziertes Basisangebot enthält (28,8 %). ,,Hier findet so gut wie keine Anpassung statt“, stellt Niederer fest. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich eine sogenannte strategische Lücke in der Spa-Hotellerie auftut, nämlich eine Differenz zwischen der möglichen Entwicklung mittels Konzept- und Angebotsanpassungen und der Entwicklung bei Beibehaltung des Status Quo. Das ist auf Dauer gefährlich, sind sich die drei Spa-Experten einig.


SCC Spa Sentiment Survey 2023

Für die SCC Spa Sentiment Survey 2023 wurden 149 Spa- und Wellnessbetriebe, darunter Hotels, Thermen und Day Spas aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz befragt. Durchgeführt hat die Studie der Spa Competence Circle (SCC), unter der Leitung von Prof. Stefan Nungesser, Leiter des Studienzweigs Hotelmanagement an der FH Kärnten, Dagmar Rizzato von Rizzato Spa Consulting und Karin Niederer vom Beratungsunternehmen Kohl & Partner.
Kohl & Partner ist ein unabhängiges, international tätiges Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt im alpinen Raum und mehr als 40 Jahren Erfahrung. Seine Expertise erstreckt sich über verschiedene Aspekte des Tourismussektors. Neben dem Hauptsitz in Villach (Österreich), gibt es acht Büros in vier Ländern sowie ein Team von über 40 Experten. www.kohl-partner.at